Eine schöne Wand muss sich nicht hinter einer Tapete und etlichen Farbschichten verstecken.
Sie kann sich sehen lassen.
Sehen Sie mal, wie es früher gemacht wurde:
Putz auf die Wand.
Tapete auf den Putz.
Farbe auf die Tapete.
Dieser alte, traditionelle Weg kostet viel Mühe, Zeit und mehr Arbeitsvorgänge als die Entwicklung hochwertiger Wandfarben.
Deshalb zeigen wir Ihnen heute eine Abkürzung:
Wände streichen ohne Tapete.
Hier sind einige Vorteile:
- Sie umgehen das Tapezieren. So sparen Sie sich viel Mühe und brauchen mindestens einen Arbeitstag weniger.
- Die Tapete verdeckt nicht den mineralischen Untergrund (Beton, Putz, Gips). So bleibt Ihre Wand atmungsaktiv und reguliert die Raumfeuchtigkeit.
- Ihnen bietet sich mehr Kreativität und Freiheit, wenn Sie die nackte Wand streichen oder nach Ihren Wünschen gestalten möchten. Hier finden Sie 10 Techniken zum Wände streichen für erstaunliche Ergebnisse.
- Sie haben mehr Kontrolle über Ihre Wände, weil mögliche Schäden nicht von der Tapete bedeckt werden. Risse können Sie sofort reparieren und Schimmel schnell erkennen und beseitigen. (Farbe gegen Schimmel)
- Falls Sie doch mal was anderes haben wollen und sich hinterher für eine Tapete entscheiden, können Sie die Wand problemlos mit einer Vliestapete überkleben.
Wenn Sie einen Neubau beziehen, dann ist nicht viel nötig - Eimer auf und rauf mit der Farbe.
In Altbauten oder Mietwohnungen, die schon einige Mieter vor Ihnen beherbergt haben, sieht es dagegen anders aus.
Die meisten Wände gleichen einem Schweizer Käse.
Deshalb sollten Sie einige Vorbereitungen treffen:
Schritt 1: Die wichtigsten Vorbereitungen
Bevor Sie den Eimer nehmen und die Walze schwingen, sollten Sie die Wände prüfen.
Und so gehen Sie vor:
- Entfernen Sie Farbnasen und überstehende Verspachtelungen mit einem Schaber, damit diese Stellen wieder eben sind.
- Tapetenreste und sonstige Beschichtungen wie alte Innenfarbe, die schon abblättert, entfernen Sie mit einem Schleifpapier - wir empfehlen Ihnen eine Schleifmaschine.
- Dübel, Schrauben und Nägel entfernen Sie aus der Wand. Wenn's stecken bleibt, einfach abschneiden und mit Spachtelmasse bündig versiegeln.
- Risse und andere Schäden verputzen Sie einfach mit einem feinen Putz. Zusätzlich können Sie Armierungsvlies in die Masse einbetten. Durch das Armierungsvlies machen Sie die Wand widerstandsfähiger gegenüber weiteren Rissen oder Erschütterungen.
- Sonstige Unebenheiten gleichen Sie mit einem feinkörnigen Putz aus, damit die Oberfläche gleichmäßig und eben ist.
Wenn alles trocken und fest ist, machen Sie den Daumentest:
Schritt 2: Was ist der Daumentest?
Mit dem Daumentest prüfen Sie die Beschaffenheit Ihrer Wände.
Der Test verrät Ihnen, ob Sie sofort mit dem Streichen loslegen oder die Wand vorher "neu verkleiden" müssen.
Und so wird's gemacht:
Streichen Sie mit Ihrem Daumen an einigen Stellen über die Wand. Wenn die Wand abfärbt und der Daumen weiß ist, ist der alte Putz kalkhaltig.
Der Untergrund ist also zu sandig und wird die neue Farbe nur schlecht aufnehmen und halten. Das heißt:
Schrubben, Fegen, Bürsten, Saugen oder Abklopfen - jedes Mittel ist recht, um den Untergrund sauber zu kriegen.
Wenn die Wand vorher schon mit Farbe bestrichen wurde, dann machen Sie den Gaffertest:
Nehmen Sie ein Gaffer Tape und kleben Sie es an die Wand. Ziehen Sie das Tape wieder ruckartig ab. Wenn das Klebeband Farbreste mit abreißt, dann wird die neue Farbe nicht darauf halten und zusammen mit der alten Farbschicht abblättert. Schleifen Sie die alten Farbreste ab.
Wenn aber nichts am Daumen oder Gaffer Tape kleben bleibt, machen Sie noch einen letzten Test:
Der Saugtest.
Befeuchten Sie einige Stellen an der Wand mit Wasser. Wenn das Wasser eingesogen wird, haben Sie einen saugenden Untergrund. Die Farbe wird also zu schnell oder zu stark eingesaugt und die Wand wird hinterher fleckig wie ein Dalmatiner.
Kurz gesagt:
Die Wand muss makellos sein - frei von Schmutz, Fett und Staub.
Nachdem das getan ist, folgt ein Schritt, der Ihrer Wand eine neue Haut gibt und Ihnen Farbe, Mühe und doppelte Streicharbeit ersparen wird:
Schritt 3: Die neue Haut
Wandgrundierung ist ein flüssiges Mittel, dass in die Wand eindringt und der Wand eine neue Haut verleiht.
Diese neue Haut bindet Staub und andere Schmutzpartikel und schafft so einen neuen Untergrund.
Eine sandige Wand wird zum Beispiel verfestigt und ein stark saugender Untergrund einheitlich gemacht.
So bietet der neue Untergrund optimale Haftbedingungen für Wandfarben, Malervlies und Putz und sorgt für ein homogenes Ergebnis nach dem Streichen.
Nachdem Sie die Wand grundiert haben und alles wieder trocken ist, können Sie den Pinsel schwingen.
Aber vorher verraten wir Ihnen noch, wie Sie scharfe Farbkanten streichen können und wie Sie die "Drecksarbeit" nach dem Streichen umgehen können:
Schritt 4: Saubere Farbkanten streichen? So wird's gemacht
Für scharfe Farbkanten brauchen Sie nur 2 Sachen:
Hochwertiges Malerband.
Und einen kleinen Farbroller.
Mit dem Malerband kleben Sie alle Stellen ab, die nicht gestrichen werden sollen. Meistens sind das Türrahmen, Lichtschalter, Fensterbänke, Heizkörper und Sockelleisten.
Kleben Sie das Malerband aber nicht bündig zur Wand, sondern lassen Sie bei den Türzargen, Sockelleisten und Fensterrahmen jedes Mal 1-2 mm Luft zur Wand.
So streichen Sie 1-2 mm von den Leisten und Zargen mit. Das Ergebnis ist dann eine gerade Linie, weil die Farbe nicht unter das Malerband fließt.
Wenn Sie hinterher das Malerband abziehen, sehen Sie eine scharfe Kante.
Legen Sie den Boden außerdem mit einem Abdeckvlies aus, um den Boden vor Farbspritzern zu schützen.
Nachdem Sie alle wichtigen Stellen abgeklebt haben, den Untergrund vorbereitet und den Boden ausgelegt haben, können Sie mit dem Streichen anfangen.
Es sei denn, die glatte Wand ist Ihnen zu langweilig.
Was können Sie in diesem Fall tun?
Schritt 5: Was tun, wenn die nackte Wand zu langweilig ist?
Wenn Ihnen eine glatte Wand zu monoton ist und Sie sich mehr Struktur wünschen, können Sie das ganz leicht selbst machen.
Tragen Sie vor dem Streichen einfach eine Putzschicht auf.
Wir empfehlen Ihnen dazu Rauputz oder Strukturputz, weil diese einfach zu verarbeiten sind.
Strukturputz können Sie glätten, mit verschiedenen Werkzeugen aufrauen oder nach Ihren Wünschen kreativ gestalten und strukturieren.
Der Rauputz gibt Ihnen einfach eine raue Oberfläche, die je nach Körnung grob oder fein ist.
Den frischen Putz sollten Sie vor dem Streichen grundieren.
Wenn Sie das getan haben, folgt die wichtigste Frage:
Schritt 6 - Welche Farbe soll es sein?
Welche Farbe ist die richtige?
Großes Thema, deshalb hier nur die Kurzfassung mit den wichtigsten Informationen:
Achten Sie in erster Linie auf die Deckkraft und Nassabriebklasse.
Die Deckkraft sagt aus, wie gut die Farbe deckt. Stufe 1 hat die höchste Deckkraft. (Sto Wandfarben bedecken nach nur einem Anstrich selbst den dunkelsten Untergrund vollständig.)
Wenn Sie die Wand mit einem Schwamm wischen oder schrubben wollen, um Schmutzflecken zu entfernen, dann können Sie das mit abwaschbaren Wandfarben der Nassabriebklasse 1 tun. Sie sind wisch- und scheuerbeständig und fest wie ein Panzer.
Übrigens: Hier erfahren Sie, warum Sie Sto Farbe nicht im Baumarkt kaufen können.
Dispersionssilikatfarbe oder Dispersionsfarbe?
Hier der wichtigste Unterschied in Kürze:
Dispersionsfarbe ist wie ein Schleier, der sich auf die Wand drauflegt und dadurch einen oberschichtigen Farbfilm bildet.
Dispersionsilikatfarbe dagegen dringt in die Wand ein, verschmilzt mit dem Untergrund und schafft so praktisch eine "neue Wand".
Für welche Farbe Sie sich entscheiden, liegt bei Ihnen. In beiden Fällen sollten Sie aber genügend Farbe kaufen. Berechnen Sie dafür, wie viel Farbe sie pro qm brauchen, damit Sie nicht zu viel und auch nicht zu wenig Farbe einkaufen.
Wenn Sie die passende Farbe ausgesucht haben, sind hier die wichtigsten Tipps zum Streichen:
Die 7 wichtigsten Tipps zum Wände streichen ohne Tapete
Hier sind unsere Tipps für ein professionelles Ergebnis:
- Sparen Sie nicht beim Werkzeug. Ein gutes Werkzeug erleichtert Ihnen die Arbeit. Das heißt: Vernünftige Farbwalze, vernünftiger Pinsel und vernünftige Maus (kleiner Farbroller).
- Danach "beschneiden" Sie die Wand. Mit dem Pinsel und der kleinen Maus streichen Sie die Ecken einmal um die ganze Wand entlang. So bildet sich eine große Fläche, die Sie ruck zuck mit der großen Walze streichen können.
- Benetzen Sie die Walze dafür ordentlich mit Farbe und sparen Sie nicht dabei. Damit die Walze nicht spritzt und die Farbe besser aufnehmen kann, können Sie die Walze vorher anfeuchten.
- Danach nehmen Sie die große Walze und streichen in einer Linie von oben nach unten durch. Wichtig ist, dass Sie nicht in kurzen Bewegungen von oben nach unten streichen, sondern die Linie von oben nach unten in einem Stück führen. Sonst sieht die Wand hinterher uneinheitlich aus.
# Übrigens: Sie können auch alle Sto Farben sprühen und ganze Räume in nur wenigen Minuten streichen
- Das alles machen Sie, ohne Druck auf die Walze auszuüben, sondern gleichmäßig und leicht die Farbe verstreichen. Machen Sie nicht den Fehler die Walze jedes mal auszuquetschen, sonst wird das Ergebnis ungleichmäßig und fleckig.
- Wenn die Walze leer ist, dann geht's damit wieder in den Eimer, bis genug Farbe drauf ist und danach wieder zur Wand.
- Wenn alles fertig ist und die Farbe noch feucht ist, können Sie das Malerband abziehen. Wenn Sie das erst einige Tage später machen und die Farbe schon trocken ist, kann es passieren, dass das Malerband die Farbe mit abreißt.
- Waschen Sie Ihre Werkzeuge, sonst müssen Sie beim nächsten Mal alles neu kaufen.
Das war's.
Haben Sie noch Fragen?
Das waren die wichtigsten Tipps und Schritte zum Wände streichen ohne Tapete.
Ihre Fragen können Sie in die Kommentare schreiben oder uns persönlich eine E-Mail schicken.
In unserem Sto Farben Online Shop finden Sie alles, was Ihre Wand braucht.
Frohes Schaffen,
Ihr Andreas Neufeld
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2 Kommentare
Damen und Herren,
ich habe bereits ein paar Projekte mit Sto Produkten gesehen und bin begeistert von der Qualität. Jetzt möchte ich meinen Neubau gerne mit Sto Produkten “veredeln”. Leider bin ich mit der Auswahl der Produkte etwas überfordert und bräuchte Ihre Hilfe in 3 Fällen:
1) die Wände sind mit Kalkputz und Kalkglätte verputzt: Welche Grundierung muss ich verwenden wenn ich mit Sto Color sil in streichen möchte?
2) gleiche Ausgangssituation wie im Fall 1, aber diesmal soll Malervlies Tap pro 100p verwendet werden. Welchen Kleber muss ich nutzen und muss unter den Kleber eine Grundierung? Wenn ja welche?
3)die Decken sollen mit Malervlies beklebt werden. Im EG habe ich eine Betondecke, im OG Gipskarton. Welche Produkte muss ich jeweils verwenden?
Bei Punkt 1 und 2 ist mir den diffusionsoffene Wandaufbau sehr wichtig.
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Mit beste Grüßen
Peter Böhm
hallo und guten tag, ich habe die wände frisch mit gipshaltigen putz verputzt. die wand soll mit silikatfarbe gestrichen werden (fachwerk) .
kann bzw. muss ich bedenkenlos eine grundierung auftragen, oder wird hierdurch die diffusionsoffenheit zunichte gemacht ?
welche grundierung nehme ich am besten ?
mfg